Ziele dieser Studie sind die Beschreibung und kritische Beurteilung der rumänien-deutschen Erzählliteratur der Nachkriegszeit. Die Werke von rund 90 Autorinnen und Autoren werden untersucht und belegen über einen Zeitraum von fünf Jahrzehnten den Emanzipationsprozess einer Minderheitenliteratur vor dem Hintergrund der rumänischen Kulturpolitik einerseits und des freien Büchermarktes im deutschsprachigen Westen andererseits. Neben den in Rumänien erschienenen Texten deutschsprachiger Autoren stehen auch Schriftsteller und Schriftstellrinnen wie Herta Müller im Blickfeld dieser Arbeit, die nach ihrer Ausreise in der Bundesrepublik inhaltlich weiterhin in der rumänien-deutschen Thematik verwurzelt bleiben. Darüber hinaus wird ein Vergleich gezogen zwischen den Entstehungsbedingungen von Literatur im zentralistisch gelenkten Staat und auf dem freien Büchermarkt.
Im Mittelpunkt steht mit der Prosa Else Lasker-Schülers das oft vernachlässigte Genre der berühmten Lyrikerin. Betrachtet wird die grundlegende Ästhetik des Textes unter dem Aspekt der poetischen Techniken. Basale Kategorien der Wahrnehmung (Raum und Körper) und des literarischen Schreibens (Schrift) sind die unterschiedlichen Perspektiven, die sich auf das Prosawerk richten. Sie nehmen dabei in erster Linie die Bilder in den Blick, in denen und von denen die Sprache Lasker-Schülers fast ausschließlich lebt. Diese Bildhaftigkeit ist ebenso archaisch, und das heißt vor allem mythisch, wie sie auch im Kontext der Literatur der Jahrhundertwende und der klassischen Moderne zu betrachten ist. Zahlreiche Verweise insbesondere auf Beckett, Rilke und Kafka verdeutlichen diesen Zusammenhang. Die Studie integriert neben verschiedenen literaturwissenschaftlichen Ansätzen einen philosophischen und im weitesten Sinne psychologischen Diskurs.