Diese gelungene Mischung aus dem vorweihnachtlichem Flair am Semmering und einem unblutigen Kriminalfall hat mir sehr gut gefallen.
Für ihre freiwillige Arbeit in einer Bibliothek in Wien bekommt die pensionierte Lateinlehrerin Ernestine Kirsch Karten für eine Kunstausstellung mit Versteigerung im Südbahnhotel am Semmering. Die nimmt sie gerne an und reist zusammen mit ihrem Lebensgefährten, dem ehemaligen Apotheker Anton Böck, seiner neunjährigen Enkelin Rosa und deren Freund Fritzi mit dem Zug in Richtung Steiermark. Schon auf der Bahnfahrt machen sie die Bekanntschaft mit nicht ganz so angenehmen Menschen aus Baden-Württemberg, die ebenfalls zur Ausstellung wollen. Nachdem sie durch eine ehemalige Primaballerina der Wiener Staatsoper ein Upgrade auf ihr Zimmer bekommen haben, vergnügen sich die vier unabhängig voneinander auf dem Weihnachtsmarkt, beim schnabulieren von Süßem und beim Rodeln.Der Abend der Kunstausstellung mit Versteigerung einiger Bilder beginnt turbulent, da zwei der Bilder verschwunden sind. Und dann verschwinden auch noch Rosa und Fritzi¿Schon das weihnachtlich angehauchte Cover, das glänzt und glitzert, je nachdem wie das Licht darauf scheint, macht Lust auf die Geschichte, die im Jahr 1926 spielt. Ich finde die damaligen Verhältnisse, die Standesunterschiede, die Stellung der Frau in der Gesellschaft und den langsam aufkommenden Antisemitismus sehr gut dargestellt und eingearbeitet.Auch die sehr unterschiedlichen Menschen, die ich hier kennenlerne, wie die ehemalige Primaballerina Stella Lamprecht, die auf Andrej und Anastasia Popov trifft, zwei Menschen, die ihr total verhasst sind; zwei sehr unterschiedliche selbstverliebte Maler; ein mit dem Südbahnhotel konkurrierendes Ehepaar aus dem Hotel Panhans; das unsympathische Unternehmerpaar aus Deutschland, das Ernestine und Anton schon auf der Zugfahrt kennengelernt haben und einige der Bediensteten des Südbahnhotels, sind treffend dargestellt und ich konnte sie schnell in mein Kopfkino einflechten. Genau so wie Rosa, Fritzi und Cockerspanieldame Minna, die hier eine ganz besondere Rolle spielen.Diese gelungene Mischung aus dem vorweihnachtlichem Flair, der Umgebung des Hotels am Semmering und einem unblutigen Kriminalfall, der aufgelöst werden konnte, hat mir sehr gut gefallen. Ein wundervolles kleines Buch, das sich auch sehr gut für den Nikolausstiefel eignet.