Eigentlich möchte Tempe Brennan gar nicht. Und reagiert, innerlich zumindest, erst einmal unwillig auf das Drängen Ihrer Tochter, für eine Freundin zu einem Gespräch bereit zu sein. Journalisten sind ihr ein Graus, müde ist sie ebenso aktuell und ein durchaus interessanter Fall (auch wenn sie sich dafür gerade durch einen "großen Haufen" von Fäkalien, hinterlassen auf einigen Knochen von vielen verschiedenen Tieren, wühlen muss). Doch wie sie so ist, am Ende gibt sie nach. Mit weitreichenden Folgen. Denn aus dem Interview über den Umgang mit den Folgen von Großbränden wird umgehend eine Beteiligung an jenem Brand, über den die Journalisten im Hintergrund berichten wollte. Und nicht nur, dass Leser und Leserinnen da schon starke Nerven benötigen im Blick auf eine Form von "Airbnb", die am untersten Rand der Menschenwürde und, wie sich nun herausstellen wird, auch tödlich vonstatten ging, im Keller jenes Hauses, in dem Menschen ohne jede Chance auf Flucht mitverbrannt sind, findet sich noch ein ganz anderer Fall in einem zugebundenen Sack. Doch damit nicht genug, bei diesem einen Brand wird es nicht bleiben. So dass bei der Lektüre früh bereits im Raum steht, dass es um eine größere Sache geht. Ob nun diese Fälle von Brandstiftung etwaige Suren aus der Wlet geschafft werden sollen oder ob es um konkrete Personen geht, die man aus dem Weg haben will oder ob noch etwas ganz anders hinter den düsteren und ominösen Ereignissen steckt, das ist die Frage, der Brennan auf gewohnt akribische (und detailliert erläuterte) Herangehensweise nachgeht. Und mehr und mehr selbst in Gefahr geraten wird, je näher sie den Hintergründen des Falles kommen wird. Dass sie dabei der Journalisten näherkommen wird, als gedacht und gewollt, das eine Art "WG" entsteht aufgrund einer Zimmerknappheit in Washington und damit auch Einblicke in eine ganz andere gesellschaftliche Lebensform für Brennan im Raums stehen, gibt dem Thriller eine interessante Nebengeschichte mit auf dem Weg, die für Entspannung und Ruhepunkte im Thriller sorgt. Wozu auch der lebhafte und flüssige Stil Kathy Reichs natürlich seinen wesentlichen Beitrag leistet. Zudem werden, am Rande, historische Einzelheiten eines konkreten Viertels in Washington informativ erzählt und die moderne Welt mit ihrer Fixierung auf Rendite und den problematischen Folgen massiver Gentrifizierung und kaum mehr für "normale" Menschen stemmbarer Mieten und Lebenskosten sorgt für den ein- und anderen auch nachdenklichen Moment im Ablauf der Ereignisse. Die aber vor allem eines sind: in sich schlüssig. Intelligent erzählt, mit unkonventionellen und eher intuitiven Ermittlungsmethoden und einer sich steigernden Spannung liefert Reichs, wieder einmal, eine hochwertige Lektüre ab.