Atmosphärisch stark, aber ruhiger als die Vorgänger. Solide erzählt, nur leider ohne den früheren Sog und Nervenkitzel.
"Verwesung" hat für mich eine sehr klare Richtung: gut geschrieben, atmosphärisch dicht, aber insgesamt deutlich ruhiger als die ersten drei Bände. Beckett bleibt seinem Stil treu und zeichnet die Schauplätze wieder so, dass man praktisch selbst im Nebel steht. Genau das mag ich an seinen Büchern - dieses Gefühl, mitten in einer düsteren Szenerie zu stehen. Trotzdem merkt man schnell, dass hier weniger Tempo drin ist als in den Vorgängern.Die Geschichte rund um David Hunter ist solide aufgebaut und lässt sich gut lesen. Die forensischen Details, die ich an den ersten Teilen so faszinierend fand, treten hier allerdings etwas in den Hintergrund. Es gibt sie, aber sie wirken weniger zentral und haben nicht die Stärke, die die Reihe sonst so besonders macht. Dadurch fehlt diesem Band ein Stück des Wiedererkennungswertes, den ich eigentlich bei Hunter-Thrillern erwarte.Die Spannung bewegt sich über weite Strecken eher im mittleren Bereich. Nichts davon ist schlecht aufgebaut oder unlogisch, aber es gibt einfach weniger Momente, die einen richtig packen oder bei denen man unbedingt weiterlesen muss. Die Handlung entwickelt sich nachvollziehbar und ruhig, bleibt aber selten wirklich intensiv. Gerade im direkten Vergleich zu den ersten drei Bänden spürt man, dass "Verwesung" weniger Wucht mitbringt.Was Beckett trotzdem gut gelingt, ist die Atmosphäre. Dieses düstere, leicht beklemmende Gefühl bleibt über das ganze Buch bestehen. Auch seine Figurendarstellung funktioniert - Hunter ist wieder sehr menschlich, nachdenklich, manchmal verletzlich. Das macht ihn nach wie vor sympathisch.Insgesamt ist "Verwesung" ein lesenswerter Thriller, der Fans der Reihe durchaus gefallen kann, aber nicht an die frühere Spannung und Dynamik anschließt. Für mich bleibt es ein solider Teil, der gut unterhält, aber nicht zu den Höhepunkten der Hunter-Reihe zählt.