Ein gut geschriebenes Buch mit schwachen Charakteren. Für Romantasy-Fans und Liebhaber einer guten Dystopie empfehlenswert.
Dieses Buch vertraut seiner Leser(innen)schaft gleich zu Beginn, der Geschichte ohne große Erklärungen zu folgen: So starten wir die Geschichte aus Juliettes Perspektive, die in eintöniger Gefangenschaft lebt, ohne zu wissen, wie und warum sie in dieser Situation gelandet ist. Poetisch wird beschrieben, wie Juliette jeden Tag am Fenster Ausschau nach dem Vogel aus ihren Träumen hält.Zu Beginn fand ich die einzigartige Schreibweise, die Juliettes aufgewühlten Gefühlszustand beschreibt und eine Verbindung zwischen ihren Tagebuchnotizen und Gedanken darstellt, erfrischend.Irgendwann störte es aber meinen Lesefluss, da diese Stilmittel - die Zwangsgedanken und durchgestrichenen Passagen - für meinen Geschmack etwas zu häufig eingesetzt blieben, während die Story bereits voller Fahrt war. So irritierte mich die Schreibweise eher und ich hätte mir gewünscht, dass die Autorin mehr in die Tiefe geht und der Welt und ihren Charakteren Dreidimensionalität verleiht.Juliette lernt schließlich den jungen Adam kennen. Es folgt die Beschreibung der dystopischen Welt, in der das Buch lebt, mit einem sehr erfrischenden und neuartigen Twist: Juliette kann andere nicht berühren, ohne ihnen großes Leid zuzufügen... So weit, so gut. Ein nettes Buch, das für mich aber leider etwa ab der Hälfte unglaubwürdig wird. Die große Schwäche ist meiner Meinung nach die Beschreibung der Beziehung der beiden Protagonisten. Während wir zu Beginn Juliettes Begegnung mit einem scheinbar Unbekannten mitverfolgen und diese nur wenige Worte wechseln, vertieft sich diese Beziehung viel zu schnell, was sich unnatürlich und seltsam anfühlt. Genauso der Fakt, dass... Spoiler......Juliette Adam zunächst nicht erkennt und später klar wird, dass die beiden jahrelang dieselbe Schule besuchten. Zwar wird angedeutet, dass ihr verwirrter Geisteszustand zu Beginn der Grund dafür ist und sie sich nur selbst unbewusst schützen wollte, ganz erklärt es aber den plötzlichen Umschwung und nicht. Zudem ging mir Juliettes innerer Monolog irgendwann auf die Nerven, es geht immer um die selben Themen und lässt sie sehr weinreich und farblos wirken (ja, ich weiß, dass du eine schlimme Vergangenheit hattest und mutig sein möchtest, Juliette!) Die Hauptfiguren gingen mir irgendwann nur noch auf die Nerven, durch ihr ständiges Geplänkel/Geflirte und fehlendes Worldbuilding war ich dann auch gelangweilt und irritiert.Alles in allem ein empfehlenswertes Buch für Romantasy und Sci Fi Fans mit einigen Schwächen. Ich würde es persönlich nicht noch einmal lesen.