In der Moderne entsteht der Begriff der Normalität, der entlang von Gegensatzpaaren definiert wird. Dazu gehören die Begriffe Mann/Frau und krank/gesund. Der gesunde Mann stellt die Norm dar. Andrea Kottow zeigt anhand von Texten des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts - etwa Manns Tod in Venedig und Weiningers Geschlecht und Charakter - wie entlang der Themen Geschlecht, Körper und Sexualität Krankheit, Gesundheit, Männlichkeit und Weiblichkeit definiert wurden oder wie diese zur Etablierung von Normen beitrugen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung 9
2. Kontextuelle Verortung 32
2. 1 Zur Geschichte und Bedeutung bestimmter Begrifflichkeiten im fin de siècle 32
2. 2 Diskursformationen um 1900 50
3. Zum Verhältnis von Krankheit und Literatur: Theorien, Perspektiven, Ansätze 56
3. 1. Zu Krankheit in Empirie, Kunst und Wissenschaften 57
3. 2. Fluchtpunkte anderer Ansätze zum Verhältnis von Kunst und Krankheit 71
3. 3. Über- und Ausblick der vorgestellten Ansätze 77
4. Zu Vorstellungen von Männlichkeit um 1900 80
4. 1 Von der feministischen Theorie zur Gender-Problematik 80
4. 2 Der Idealtypus Mann als Verkörperung gesellschaftlicher Normen 85
4. 3 Die Kategorie Geschlecht und die Arbeit mit Texten 88
4. 4 Zur Konstruktion der modernen Maskulinität 92
4. 5 Das Patriarchat um die Jahrhundertwende 97
5. Zur Regulierung und Repräsentation von Körpern 103
5. 1 Michel Foucault: der disziplinierte Körper 105
5. 2 Das subversive Potenzial von Körpern 115
5. 3 Leiblichkeit und Schrift: ein Verhältnis zwischen abwesender Präsenz und allgegenwärtiger Absenz 119
6. Die Verschränkung von Moral, Medizin und Ästhetik in Max Nordaus Entartung 127
6. 1 Nordau als Wissenschaftler und Entartung als medizinische Abhandlung 128
6. 2 Das Heiligtum der Vernunft 142
6. 3 Das fin de siècle als Zeitkrankheit: Symptome und Ätiologie 151
6. 4 Pflicht, Arbeit und Sittlichkeit: der moralische Standpunkt Nordaus und Norbert Elias' Zivilisationskritik 157
6. 5 Max Nordaus Konzeption der Kunst 166
6. 6 Fazit 172
7. Strategien der Inszenierung: Geschlecht, Körper und Sexualität in Heinrich Manns Die Jagd nach Liebe 174
7. 1 Zur Ökonomie der Körper 175
7. 2 Geschlecht als Inszenierung 186
7. 3 Die Figur Claude Marehn 197
7. 4 Fazit 209
8. M und W als Ordnungsprinzipien der Menschheit
in Otto Weiningers Geschlecht und Charakter 212
8. 1 Otto Weininger im Kontext der Wiener Moderne 213
8. 2 Die Frage nach der Beschaffenheit von Sexualität 223
8. 3 Otto Weiningers Kreuzzug des Geistes gegen das weibliche Prinzip 230
8. 4 Die Judenfrage : Weiningers Verweiblichung des Juden 242
8. 5 Fazit 246
9. Das Scheitern der Körper/Geist-Dichotomie in Thomas Manns Der Tod in Venedig 249
9. 1 Aschenbachs Moralität des Geistes 251
9. 2 Das Einbrechen des dionysischen Chaos 258
9. 3 Das Versagen des Wortes und die Präsenz des Körperlichen 269
9. 4 Fazit 283
10. Schlussbemerkungen und Ausblick 286
Literatur 295
Namenregister 305